Kutter beeindruckt sogar den Schiri: „Was hast Du da für einen Wahnsinnigen in Deinen Reihen?“

München – Geplant war es nicht, dass sie noch länger auf der wunderbaren Anlage in Neuried verweilten. Doch die Murnauer Fußballer hingen gebannt am Liveticker, verfolgten nach ihrem eigenen 1:0-Erfolg, was sich in Penzberg im Fernduell der Bezirksliga Süd tat. Trainer Martin Wagner etwa war schon auf dem Sprung ins Auto gewesen, als ihn ein TSV-Anhänger abfing und sagte: „Bleib’ da, da könnte es eine Überraschung geben.“

So harrten er und die übrigen Murnauer vor ihren Smartphones aus, sahen, wie Minute um Minute verstrich. Wie der finale Tickereintrag in Minute 95 den Abpfiff verkündete, brach nochmals ein grün-weißer Jubel in Neuried aus. Mit dem 1:1 der Penzberger gegen Aubing rückt Murnau wieder auf Rang eins vor.

Murnaus Trainer Martin Wagner gratuliert und bedankt sich beim Penzbergs Sepp Siegert

Wenig später hatte Martin Wagner den Penzberger Trainer Sepp Siegert am Telefon, gratulierte und bedankte sich für die Schützenhilfe. „Ich hätte es nicht gedacht. Für uns ist es super genial, dass die Penzberger das Oberland stark machen“, sagt der TSV-Coach. Eine Sonderladung Bier können die Drachen bei Dominik Bacher in Sindelsdorf vorbeifahren. Ihm gelang der Ausgleich gegen Aubing, womit er den Vorsprung zu Murnaus Georg Kutter in der Torjägerliste auf drei Tore ausbaute. Die beiden Ausnahmespieler duellieren sich noch um Platz eins. Wobei Wagner diesen Titel bereitwillig nach Penzberg weiterreicht: „In dem Fall unterschreiben wir das sofort, dass der Bacher die Torjägerkanone holt und wir aufsteigen. Ich finde ihn genial. Er ist ein krasser Torjäger.“

Dank Bacher hat Murnau den Aufstieg nun wieder selbst in der Hand. Zwei Siege in den letzten zwei Partien und die Drachen brausen in die Landesliga. Sie spielen jetzt wieder wie ein Aufsteiger. Abgezockt, nicht überschwänglich. Defensiv kontrolliert, statt offensiv im Affekt. „Wir haben uns zurück erinnert, was unsere Stärken waren“, meint Wagner. Im Spätherbst fiel seine Mannschaft nicht mit Torfestivals auf, sondern mit fehlerfreien Defensivwerken.

„Was hast Du denn da für einen Wahnsinnigen in Deinen Reihen?“

Schiri Grubers Frage an Martin Wagner nach TSV-Torjäger Kutter.

So eines gelang am Samstag im Münchner Süden. Keine brandgefährliche Torszene des Gegners beobachtete der Trainer – und das bedeutete etwas bei solch starken Kontrahenten. „Elf gute Fußballer, das war eine schwere Nuss.“ Natürlich profitierten die Gäste auch vom Spielverlauf. Das 1:0 glich dem Führungstreffer gegen Aubing. Es fiel ebenfalls früh (in Minute sieben), und Michael Moser beförderte wieder eine Flanke (von Tizian Schatto) mit Übersicht und Gefühl ins Netz. „Tut uns in der jetzigen Situation gut“, findet Wagner. Damit konnten sie sich guten Gewissens voll aufs Verteidigen konzentrieren.

Bis zur Pause sahen die Zuschauer zähe Kost. Kaum Fluss kam auf, weil Murnau viele eroberte Bälle wieder hergab. Wagner reagierte mit der Einwechslung von Lucas Pfefferle, einem Weichensteller im Mittelfeld. „Hat uns krasse Struktur gegeben.“

Neben ihm galoppierte Georg Kutter als nimmermüder Kaltblüter von vorne bis hinten übers Feld. Hinterher kam selbst Schiedsrichter Damian Gruber, der Kutter offensichtlich noch nicht gesehen hatte, auf Martin Wagner zu und sagte: „Was hast Du denn da für einen Wahnsinnigen in Deinen Reihen?“ (ANDREAS MAYR)